Vita

Für die körperliche Arbeit ist der Junge nicht gemacht, aber das Ostergedicht, das er uns in dem gleichen Jahr schrieb und das den Titel „Ostergedicht“ trug, war beeindruckend: „Ich wünsche euch, dass euer Ostern / von allen wird am allerfrohstern.“ Muss man auch erst mal drauf kommen.


In den Folgejahren literarischen Schaffens von 1986 bis 1988 entstand schreibmaschinengetippt eine Kurzgeschichtenreihe mit dem Titel „Tante Erna“ sowie eine Büttenrede über einen asozial blutigen Zahnarztbesuch. Das subversive Potenzial war nicht von der Hand zu weisen.


Dann: Erzähltextpause. Mit Freunden gründete ich die erste Band namens un ltd, später holy scarecrows und dann nur noch scarecows, und beim Songwriting fiel mir auf, dass das viel leichter war, als Erzähltexte zu schreiben: Es braucht nur ganz wenige Wörter, und fertig ist die Laube.


Mitte der Neunziger gründete ich mit weiteren Freunden das Projekt monomatik – das war passend zum Zeitgeist, denn man hatte keine Band, sondern ein Projekt. Außerdem war es elektronische Musik, was noch weniger Text bedeutete. Es ist jedoch so schöne Musik geworden, dass wir sie auf dem Netzlabel ideology.de veröffentlichen durften (Kenner erinnern sich, dass Anfang der Nullerjahre mit Netaudio die große musikindustrielle Revolution ausgerufen wurde – nevermind the industry!)


Die Textexpansion setzte aber überraschenderweise im neuen Jahrtausend wieder ein – es lag wohl in der Luft. Mit den Bands lume und gahzed gab es wieder richtige Songs mit Sendungsbewusstsein und allem Drum und Dran. Es braucht eben alles seine Zeit. Auch das Lehramtsstudium der Germanistik und Anglistik konnte nach 19 Semestern zu einem würdigen Ende gebracht werden. Seit 2006 leiste ich meinen Beitrag in einem staatlichen Großunternehmen, das Human Resources für den deutschen Arbeitsmarkt zur Verfügung stellt.


gahzed besteht auch heute noch, und der Output wird von Jahr zu Jahr veritabler. 2014 besann ich mich trotzdem wieder auf meine tief verwurzelte narrative Vergangenheit und begann mit dem ersten Roman. Dann schrieb ich noch einen und noch einen und noch einen und noch einen ...


Und jetzt? Mal schauen. Denn wie der große Denker Aleksander Ristic, der schon Jahre vor Peter Sloterdijk die Philosophie ins Fernsehen brachte, einst sagte: „Wann du kaine Torre ssiessen kannss, mussu falieren.“